Mittwoch, 25. Juli 2018

Daumen hoch: Freund! oder ein Halbtages-Projekt

Seit ein paar Tagen sind wir aus dem Westen zurück und die Ferien haben für mich jetzt begonnen: gemütlich in den Tag hineinleben, den Garten genießen, mit dem Knopf und dem Zwiebale im Pyjama bis mittags herumhängen und lesen, vorlesen, puzzlen, einkaufen gehen und den Nachmittag im Schwimmbad verbringen. Der Koko ist auf Forscherferien und kommt immer nur abends heim, restlos begeistert vom Programm der Fachhochschule und restlos k.o.

Knopf & s'Zwiebale verstehen sich zur Zeit wirklich gut und so sind es ganz harmonische Tage. Davor war es nicht ganz so harmonisch und ich gestehe, ich kaufe dann gerne ein. Meist Koch-oder Backbücher oder -Zubehör, hin und wieder auch Kleidung oder irgendein Schnickschnack. Das ist meine Belohnung, wenn die drei Herren mal wieder wie die Hottentotten durch die Gegend stürmten, schrien und stritten.

Meist kaufe ich im Ort, hin und wieder freue ich mich aber auch über ein Paket mit dem großen A. ;-) Und heute kamen gleich zwei solcher Pakete an. In einem ein neues Kochbuch, im anderen meine neue Pieform!

Und nachdem gerade die ersten reifen Äpfel am Boden lagen, marschierten wir drei in den Garten und holten uns ein paar. Der Koko bog zwar ab und schoss mit dem Fußball aufs Garagentor und kam erst wieder rein, als der Teig schon fertig war, aber wir lassen es trotzdem als Gemeinschaftsprojekt gelten. Und wir waren wirklich den halben Tag damit beschäftigt. Teig kneten, rasten lassen, ausrollen, blind backen, Äpfel schälen und schneiden (und bei den Miniäpfel dauert das ganz schön lange, bis man die gewünschte Menge zusammen hat), Füllung kochen, auskühlen lassen, 2. Teig ausrollen,.... und dann muss man die Pie noch auskühlen lassen. Puhhh,.... so gab es halt zum Abendessen Apfelkuchen, auch mal fein. :-)

Und der Knopf, der ja ziemlich wählerisch ist (bei Süßem) was ihm schmeckt und was nicht, hat noch während des Essens mir seinen Daumen hoch gestreckt und mit unzähligen Krümeln im Mund gesagt: Freund! Und das will echt was heißen. Denn so verbal drückt unser süßer Knopf seine Zuneigung selten aus. Er kommt wohl ziemlich oft zum Papa kuscheln, hin und wieder auch zu mir und man sieht natürlich, dass er sich wohlfühlt & es ihm gut geht, aber das verbale Ansprechen von Gefühlen klappt noch gar nicht. Deswegen, schmelze ich gerade vor Rührung hin und genieße ein zweites Stück.


Das Rezept ist nicht kompliziert, nur etwas zeitintensiver, aber man wird mit einer herrlichen Apple Pie belohnt, die man so auch grad in New York oder Boston oder... genießen könnte. Schmeckt aber Zuhause mindestens genau so gut! :-)
Das Rezept ist eine Kombination aus diversen Pierezepten, der Teig stammt aus dem Buch "New York. Capital of food" und wurde von mir adaptiert.



Für eine Pieform, mit hohem Rand, Durchmesser 23 cm
270 g Mehl
35 g Speisestärke
1/4 TL Backpulver
1 kräftige Prise Salz
170 g kalte Butter, gewürfelt
70 g Zucker
2 Eigelb (Größe L)
2 EL kaltes Wasser

Füllung:
ca 700 g geschälte, in kleine Scheiben geschnittene Äpfel
100 ml Apfelsaft
2 EL Speisestärke
3 EL Zimtzucker (3 EL Zucker und 1/4 TL Zimt vermischt)

glutenfreie Version: statt 270 Mehl und 35 g Speisestärke: 100 g Buchweizenmehl, 100 g Reismehl, 70 g Kartoffelstärke, 1 TL gemahlene Flohsamenschalen

Anmerkung: Das Buchweizenmehl harmoniert so wunderbar mit den Äpfeln, dass ich ohne glutenfreies Backen auch die Hälfte des Weizenmehls durch Buchweizenmehl ersetzen würde.


Butter würfeln und in das Gefrierfach stellen
Plastikbecher mit kaltem Wasser füllen und ebenfalls ins Gefrierfach stellen
beides dort 10 min lassen
Pieform fetten und mit Mehl (Reismehl) ausstäuben
Mehl, Stärke, Salz und Backpulver mischen
Butter zufügen
Mit den Fingern krümelig reiben
Zucker dazu geben
Eigelbe mit den 2 EL sehr kaltem Wasser vermischen
zum Teig geben
kneten, bis ein glatter Teig entsteht (wenn nicht alle Butterstückchen komplett eingearbeitet sind, stört das gar nicht)
Ca 220 g von der Teigmenge in eine Klarsichthülle wickeln und in den Kühlschrank legen
Restlichen Teig ausrollen (ca 5 mm dick) und in die Pieform geben (Boden und Rand auskleiden)
(in der glutenfreien Version funktionierte das nur mäßig und wir drückten den Teig eher hinein - beim nächsten Mal würde ich auch diesen Teil im Kühlschrank rasten lassen, bevor ich ihn ausrolle)
Pieform für 30 min in den Kühlschrank stellen

Backrohr auf 175 Grad vorheizen
Äpfel schälen, in kleine, dünne Scheiben schneiden
mit Zimtzucker kochen (meine waren teilweise noch bissfest, das mag ich lieber)
von den 100 ml Apfelsaft 1 EL in ein Glas geben, den Rest zur Apfelmischung im Topf
Esslöffel Apfelsaft mit den 2 EL Stärke glatt rühren und in den Topf geben
Ein paar Minuten köcheln lassen (umrühren nicht vergessen), bis die Masse etwas eindickt
Pieform aus dem Kühlschrank holen, mit Alufolie auslegen (einfach ein großes Stück hineingeben), mit Blindbackgewichten (oder Reis, trockenen Bohnen,...) beschweren und 15 min blind backen
Alufolie mit den Gewichten entfernen und nochmals 15 min backen
Zweite Teigmenge aus dem Kühlschrank holen, aus der Frischhaltefolie wickeln (Achtung, diese aufheben) und kreisrund, ca 5 mm dick ausrollen. (Arbeitsfläche bemehlen)
Bei der glutenfreien Version war es hilfreich (der Teig ist nicht so elastisch wie bei glutenhaltigem Getreide), die Klarsichtfolie auf den Teig draufzulegen und dann klappte das Ausrollen wunderbar)
Löcher oder Muster (hier Äpfel) ausstechen
Fülle in die Pieform geben
Teigdeckel draufgeben (auch hier war bei der glutenfreien Version wiederum die Frischhaltefolie hilfreich - so konnte ich den Deckel gut auf die Pieform transferieren ;-)  )
den Rand etwas festdücken
Pie ca 45 min backen, nach 20 min mit einem Stück Alufolie abdecken
Auskühlen lassen
genießen
dazu passt wunderbar: Vanilleeis, Schlagrahm, Karamellsoße,...





Freitag, 13. Juli 2018

Da:hoam

Monsieur Koko und ich sind ein paar Tage ganz allein beim Goa (=Großpapa = mein Papa) in Tirol. Also dahoam.
Und es ist so ein vertrautes Gefühl, ein flash-back in die Kindheit & Jugendzeit. Da werden Erinnerrungen wach, an Sandkastenspiele, "wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann" auf der Wiese im Hof, an rivalisierende Bandenkämpfe zwischen den Häuserblocks, an Nachmittage im Wald auf der Suche nach dem perfekten Platz für unser neues Baumhaus, an die vergeblichen Versuche, einen verstohlenen Blick in den FKK Club zu werfen, an gemeinsame Mittagessen mit den Nachbarsbuben, an Wanderungen mit den Pfadis und den samstäglichen Spaziergängen mit Tanja. An die geselligen Runden, die meine Mama immer einlud und wie sie mit meinem besten Freund stundenlang noch aufsaß, während ich schon längst ins Bett gegangen war. An nächtliche Spaziergänge, wo wir über Gott und die Welt diskutierten und das Rad neu erfanden. An die Pläne und Realisierung von Reisen, an Tanzkurse und die weltbeste Pizza beim Stigger.

Mit einem gewissen Alter (hüstl) erkennt man, dass dies so eine prägende Zeit war, dass es die alten Freunde sind, zu denen man so viel Vertrauen hat und wenn man sich nach Jahren wieder trifft, man immer noch die halbe Nacht aufsitzen kann und man "zack, bum" nahtlos daran anschließt, wo man war.

Da ist gerade ganz viel Nostalgie in mir. Was hatte ich nur für eine schöne Kinder- und Jugendzeit! Und eine der Hauptpersonen fehlt. Auch drei Jahre nach deinem Tod fehlst Du mir so. Und ich wünsche mir so sehr, dass du von Deiner Wolke auf uns runter blickst und ein bisschen stolz bist, dass du für mich, meinen Bruder und unsere Freunde so ein wundervoller Wegbegleiter  und Wegbereiter warst. Und dass Du in mir und den Herren Koko, Knopf und s'Zwiebale weiterlebst.
Danke Mama, wir vermissen Dich!

Und Du hättest die größte Freude gehabt, wie der Koko in den Kristallwelten in Wattens gestaunt hat und ihn die Glitzerei faszinierte. Du hättest mich so ausgelacht, weil ich mich am Weg zur Blasiuskapelle drei Mal verlaufen habe. Du wärst neugierig mit uns ins Haepinest zum Frühstück gegangen, um dann doch lieber Schinken und Käse zu genießen. Du hättest gestern Abend locker mit mir bis um halb 3 nachts ausgehalten und mit Robert und Heidi Grappa getrunken und wärst heute ebenso müde durch den Tag geschlapft. Und für die morgige Wanderung zur Enzianhütte hätten wir nicht google nach dem Weg fragen müssen. Du hättest das noch gewusst. Du hättest heute dem Koko im Schwimmbad Pommes gekauft und ein Eis und ganz viele Geschichten gewusst, wie es damals war, als ich so alt war wie der Koko.

Und diese Cantuccini hätten dir auch ziemlich gut geschmeckt und uns an unsere Sommer in Frankreich und Italien erinnert.


Eine Portion Sommerglück! Für ca. 24 Stück (bei größerem Bedarf einfach Rezeptangaben vervielfältigen)

Zitronen-Lavendel-Cantuccini
50 g geriebene Mandeln ohne Haut
40 g ganze Mandeln (mit Haut)
125 g Mehl
90 g Zucker
13 g Butter
1 Ei
4 Tropfen Lavendelöl (aus der Apotheke und ACHTUNG! Nicht mehr als 4 Tropfen, es schmeckt sonst zu "seifig". Im rohen Teig schmecken die 4 Tropfen extrem, im gebackenen Zustand ist es dann perfekt)
Abrieb einer Bio-Zitrone (ich hatte ein riesiges Exemplar und habe ca die Hälfte der Schale verwendet)
1 Prise Salz

glutenfreie Version: 125 g glutenfreie Mehlmischung (unbedingt 1 Ei der Größe L verwenden) oder 60 g Hirsemehl, 65 g Reismehl, 1 TL Johannisbrotkernmehl


Mehl, Zucker und Salz in eine Schüssel geben
in der Mitte eine Mulde bilden
Butter (kleingewürfelt) und Ei dazugeben
Lavendelöl und Zitronenzesten dazugeben
alles zu einem Teig verkneten und diesen 30 min im Kühlschrank rasten lassen
Backrohr auf 200 Grad vorheizen
Teig in 2 Teile teilen und zur Rolle formen
diese 10-15 min backen
auskühlen lassen
in Stücke schneiden
nochmals 8-10 min backen

Und wenn ihr jetzt den Backofen öffnet, dann strömt euch Südfrankreich und Italien um die Ohren. Das ist gigantisch! Da ist man per Kopfkino sofort im Urlaub, versprochen! Sofern man halt diese Destinationen als Urlaubsorte mag. Es gibt ja auch Leute, die den kühlen Norden und Zimtschnecken bevorzugen. Ich mag zum Glück beides und naschen sowieso.



Eine schöne Sommerzeit und teilt diese Cantuccini mit alten und neuen Freunden! Verschenkt habe ich sie so: