Montag, 21. März 2016

Eine Extraportion Glück

Bereits zum 5. Mal feiern wir mit Dir, lieber Luis, den Welt Down Syndrom Tag. Da das 21. Chromosom dreimal vorhanden ist, steht der 21.3. weltweit im Zeichen der Trisomie 21. Da finden ganz tolle Aktivitäten statt und man kann sich rund um den Globus anschauen, welche Leistungen von Menschen mit Down Syndrom vollbracht werden.

Das Motto unseres Familiennetzwerkes lautet heuer: Eine Extraportion Glück! Und das trifft es ziemlich genau. Mit Luis ist eine Extraportion Glück in unser Leben eingezogen. Und, da will ich gar nichts unter den Tisch kehren, auch eine Extraportion Anstrengung, Sturheit und Sorgen.

Ich halte nichts vom Klischee der ewig gut aufgelegten und fröhlichen Menschen mit Down Syndrom. Das ist einseitig. Unser Luis ist ein Sonnenschein, aber er kann auch schlechte Laune haben und sein vehementes NEIN macht allen klar, was gerade Sache ist. ABER sein Strahlen, seine Freude und sein Lachen sind etwas ganz besonderes. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie schön es ist, wenn ich ihn vom Kindergarten abhole und er jeden Tag, wirklich jeden, laut juchzend und Mama rufend in meine Arme fliegt. Und es gefällt ihm sehr gut im Kindergarten, aber er freut sich einfach auch auf mich oder den Papa, die Oma,…Monsieur Koko entfährt meistens nur ein: „warum bist du schon so früh da?“

Luis hat auch eine Extraportion Sensibilität und er spürt ziemlich gut, wenn jemand traurig ist. Es ist berührend zu sehen, wie sanft und zärtlich er mit seinem jüngeren Bruder umgeht und ihm Bussis auf die Stirn drückt. Dieses Extra an Mitgefühl hindert ihn allerdings nicht, seinen Bruder zu stoßen, umzuwerfen oder zu zwicken. Ein lautes „Tonton, lass. Tonton weg“ erschallt mehrmals täglich durchs Haus, ziemlich rasch gefolgt von Antons Geweine.
Aber ich werde nie den Augenblick vergessen, als ich den Telefonanruf erhielt, dass meine Mama verstorben ist. Luis hat mein Weinen gesehen und ist in die Küche marschiert, hat mir ein Taschentuch gebracht und mir das Gesicht abgetupft. Für dieses Extra an Feinfühligkeit bin ich überaus dankbar.

Luis ist immer für eine Extraportion Überraschung gut. Das Motto des 1. Down Syndrom Tages, den wir gefeiert haben, war: Unterschätzt mich nicht! Und das trifft es exakt. Luis hat innerhalb kürzester Zeit die Gebärdensprache erlernt und jetzt kann er schon über 30 Wörter lesen! Er ist mit solch einer Begeisterung und Wissensdurst dabei, dass wir alle nur so staunen. Sein sprachlicher Wortschatz erweitert sich jeden Tag und es ist einfach nur genial von ihm ein „Mama, komm“ zu hören.


Bei uns Zuhause bereichern ja drei junge Herren unser Leben und jeder ist einzigartig, besonders, willkommen und vollkommen. Das Leben mit Kindern ist vielfältig, bunt, mal laut, mal besinnlich, mal extremst anstrengend, fröhlich und sorgenvoll, unbekümmert und heiter. Ganz egal, ob mit Trisomie 21 oder ohne. 
Wir lieben unsere drei Burschen und freuen uns, dass sie genau so sind, wie sie sind: vollkomen perfekt!


Fotocredit: Fotomanufaktur Grünwald
Tausend Dank für die genialen Familienfotos!

Dienstag, 15. März 2016

Malano!

Bei uns ist das grad der Umgang mit dem Zeigefinger besonders wichtig. Und nein, er wird (noch) nicht (mehr) verwendet, um in der Nase zu bohren.

Wobei, letzhin hat s'Zwiebale mit seinen Fingern gespielt und durch Zufall ist der Zeigefinger in der Nase verschwunden. Hui, über seinen überraschten Gesichtsausdruck könnt ich heute noch lachen.

Nein, der Zeigefinger wird grad ganz fest zum Deuten verwendet. Der süße Knopf, sonst eher ja auf der muskelschwachen Seite, kann mit dem Zeigefinger so fest stupsen, dass man fast schon blaue Flecken davon bekommt. Jedenfalls stupst er ganz fest und wiederholt, bis man sich endlich auf den Weg macht, dann deutet er auf das gewünschte Objekt, meistens die hoch oben gelagerten CDs oder den Lautstärkeregler und dann ist's gut. Er könnte ja schon "Mama komm" und "anere CD" oder "laut" sagen, aber der Zeigefinger ist halt so praktisch.
S'Zwiebale macht das schon extrem nach. Tipp, tipp, stupst sein kleiner Zeigefinger auch schon ziemlich fest ins Knie, dann auf die Couch; eindeutiger kann der Hinweis nicht sein, dass man sich setzen soll.

Wenn wir unterwegs sind, dann streckt der Knopf die Hand aus und schreit "MALANO". Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie lang ich gebraucht habe, um zu kapieren was er meint. Und ich hab tatsächlich davor schon den Spracherwerb verflucht, weil es ist natürlich toll, dass der Knopf zu sprechen anfängt, aber so ein laut gebrülltes Malano, so ca. alle 10 Sekunden ist äußerst unangenehm. "Schau amal" heißt das übrigens und jeder LKW, Bagger, Traktor, Motorrad, wird so kommentiert. Und davon gibt es hier reichlich. S'Zwiebale ruft übrigens "Gocko" und wenn wir nicht im alpenländischen Sprachraum wären, könnte man es ja als "guck" interpretieren. So bin ich mir nicht sicher; ich vermute, es heißt Traktor, weil das war das erste Gefährt, das der Letze gezeigt bekam und verallgemeinernd sind jetzt alle großen Fahrzeuge Traktoren.

So ganz nebenbei braucht man übrigens auch den Zeigefinger, um die Gebärde für Kuchen zu zeigen. Und das können der süße Knopf und s'Zwiebale perfekt.



Diese süße Kleinigkeit durfte übrigens der Koko ganz allein genießen. Wir lesen jetzt nämlich in der Mittagspause immer in den Büchern "Die Schule der magischen Tiere". (also ich lese vor, der Koko kuschelt sich ganz eng an mich). Dabei gibt es für mich Kaffee oder Tee und diese herrlichen Madeleines. Wunderbar solo zu genießen, aber auch, um in den Kaffee oder Tee zu tunken (wobei ich persönlich das ganz gruselig finde).

Besonders hübsch finde ich die Madeleines ja im Le Creuset Töpfchen, das mir netterweise die liebe Sandra vom Geschäft kulinarische Geschenke by Via Nova zur Verfügung gestellt hat. Zudem hat sie mir wundervolle Pralinen ins Geschirrsackerl gesteckt - als Nervennahrung. Danke, liebe Sandra, das tat heute gut!!

Rezept für ca 20 Stück (ich habe eine mittelgroße Madeleineform)
90 g Butter
2 Eier
85 g Zucker (Feinkristallzucker)
85 g Mehl
1 TL Backpulver
1 Prise Zimt oder Chai Küsschen-Gewürz

Die Form gut fetten
Backrohr auf 180 Grad vorheizen
Butter schmelzen und und abkühlen lassen
Eier und Zucker hellschaumig schlagen, bis sich der Zucker aufgelöst hat (das dauert ca 5 Minuten)
Mehl, Backpulver, Gewürz mischen und über die Ei-Zucker-Mischung sieben
langsam (niedrigste Stufe) mixen
Butter hinzugießen und nochmals kurz mixen
Den Teig in die Form füllen (Achtung, nicht komplett voll!!) und ca 8-11 min backen.
Die Madeleines sind fertig, wenn der Rand leicht braun wird. (Bei mir hat das 8 min gedauert)
kurz auskühlen lassen, dann vorsichtig aus den Mulden lösen und restlichen Teig verarbeiten.
Mit Staubzucker bestreuen und sich freuen, dass sie so hübsch sind und diesen kleinen Gupf haben, genau so wie gekaufte. ;-)