Dienstag, 31. März 2020

Vorfreude

Heute war ein mieser Tag. Ich habe wieder schlecht geschlafen, weil ich mir Sorgen um meine "Leut" in Tirol machte, Monsieur Koko brach beim täglichen Turnunterricht in Tränen aus, weil er seine Freunde so vermisst, s'Zwiebale war wie immer ungestüm und voller Energie und bereit, diese überschüssige Energie in Form von Bruderärgern los zu werden und die Rechnung ging voll auf: denn Koko hoch sensibel x Zwiebale hoch garstig = Bruderzwist = grantige Mama. Da konnte nicht mal mehr der stets ausgeglichene Knopf diese Rechnung ausbalancieren. Der war nämlich heute selbst neben der Spur, denn während er motiviert rechnete, hörte der jüngere Bruder Drache Kokosnuss, Schwarzer Ritter. Und das geht gar nicht, denn der Knopf wollte Drache Kokosnuss im Weltraum hören. So schluchzte der süße Knopf herzerweichend, während er mit tränenerstickter Stimme versuchte, die Ergebnisse der Rechnungen zu sagen. 

Ich war also schon ziemlich genervt, als mich der Anruf einer sehr lieben Journalistin erreichte. Sie fragte an, ob sie ein Rezept aus meinem Backbuch "Kuchenparty. Süße Feste feiern" verwenden dürfte. Denn Ostern dürfe doch nicht ausfallen, oder?

Nein! Ganz sicher nicht! Wir plauderten ziemlich lange und waren uns einig, dass auch (oder gerade speziell) in Zeiten von Corona gefeiert werden müsse. Nicht nur Kindern tut dieses Stück Alltag gut, auch uns Erwachsenen.

Und so haben ich mich gleich nachmittags  mit dem Zwiebale hingestellt und Osterkekse gebacken. Die Ergebnisse gibt es zu einem späteren Zeitpunkt, denn die Kekse werden erst morgen verziert - freut euch auf Unmengen an Zuckerstreudekor! ;-) Und hier sind sie zu bewundern: Klick

Etwas klassischer die Kekse aus meinem Buch.

Foto: Bernd Tschakert


Die Zutaten dafür gibt es sicher noch in jedem Supermarkt. Auch Rollfondant ist in den meisten größeren Märkten erhältlich; optional kann man auch Marzipan verwenden.
Da der Teig zimmewerwarm verarbeitet wird, ist der Backspaß auch mit kleinen Kindern garantiert und hübsch verpackt eignen sich die Kekse hervorragend als kleines Ostergeschenk. (Unter Beachtung der Hygienerichtlinien kontaktlos vor die Tür gestellt)


Foto: Bernd Tschakert


Mürbteigkekse zu Ostern


230 g zimmerwarme Butter

160 g Staubzucker

1 Prise Salz

1 Ei (Größe M)

475 g Mehl

2 TL Backpulver
optional: Abrieb einer Bio-Zitrone für frühlingshafte Frische






Backrohr auf 190 Grad vorheizen, Backbleche mit Backpapier belegen.

Butter mit Zucker, Salz zu einer hellen cremigen Masse mixen. 
Ei unter rühren und zum Schluss das mit Backpulver vermischte Mehl hinzu fügen. 
Teig mit den Händen zu einer glatten Masse kneten, bis er geschmeidig und nicht mehr klebrig ist. Je nachdem, wie groß das verwendete Ei war, ist es möglich, dass noch etwas Mehl benötigt wird.

Teig 5 Minuten bei Zimmertemperatur rasten lassen.

Auf einer bemehlten Arbeitsfläche den Teig ausrollen. 
Tipp: Ich drücke ihn immer mit der Hand etwas flach und lege ein Backpapier darauf. Mit dem Ausrollstab mit Abstandshalter (ca 5 mm dick) rolle ich jeweils von der Mitte auf dem Backpapier aus.

Mit den gewünschten Keksformen Kekse ausstechen. Mit Hilfe der mittleren Palette die Kekse auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen.

Kekse 7-10 Minuten (das hängt von der Größe der Kekse ab) backen.

Vor der Weiterverarbeitung Kekse bitte vollständig auskühlen lassen.



Foto: Bernd Tschakert


Glutenfreie Kekse

100 g Reismehl

100 g Maismehl

50 g Kartoffelstärke

1 TL gemahlene Flohsamenschalen

125 g Staubzucker

1 Ei

150 g Butter, kühlschrankkalt


Mehlsorten, gemahlene Flohsamenschalen und Staubzucker in einer Schüssel mischen. Kalte Butter in kleine Stückchen schneiden und diese zusammen mit dem Ei zur Mehl-Zuckermischung geben.

Masse rasch mit den Händen zu einem glatten Teig kneten diesen in einer Frischhaltefolie eingewickelt 2 Stunden im Kühlschrank rasten lassen.
Die weitere Verarbeitung ist gleich wie bei den herkömmlichen Keksen.



Die Ostereier sind „gefüllt“ mit einer dünnen Schicht aus gelben oder grauen Rollfondant, die Häschen sind „eingekleidet“ – einmal elegant mit bedrucktem Esspapier und einmal schlicht in gelb, weiß und grau. Die großen Hasen haben sich mit einer Masche ausgehfein gemacht.


Und so wurde es dann doch noch ein feiner Tag. Passt auf euch auf!





Freitag, 20. März 2020

18 Uhr

Seit ein paar Tagen stellen sich um 18 Uhr Menschen auf ihren Balkon und musizieren - weniger erfolgreich als in Italien, was vielleicht am eher kühleren Temperament der Österreicher liegt oder daran, dass unsere Anti-Corona-Maßnahmen noch recht frisch sind - oder applaudieren. Mit dem Applaus sagen wir Danke an alle MitarbeiterInnen im Handel, den Apotheken,... die für uns da sind und weiterhin arbeiten. Wir sagen Danke an das ganze medizinische Personal, im Krankenhaus, Einsatzwägen, Arztpraxen. Wir sagen danke an die LehrerInnen, die unseren Kindern ihre Lernunterlagen so gut aufbereitet haben.

Heute um 18 Uhr stelle ich mich am Balkon und klatsche für: MICH und all die anderen Mütter.

Neben Mama bin ich nämlich jetzt noch Volksschullehrerin, Sonderschullehrerin, Kindergärtnerin und Religionslehrerin. Durch unsere tägliche Turnstunde glatt auch Turnlehrerin. Ich bin oberste Proviant-und Verpflegungsmeisterin und versuche mit dem was im Haushalt ist, gut und abwechslungsreich zu kochen. Ich bin noch mehr Mediatorin als sonst und versuche, den Bruderzwist im Hause H. gering zu halten.

Mir ist es ein Rätsel, wie Mütter mit Kleinkindern es schaffen, neben Home-Office noch ihre Kinder gut zu betreuen, womöglich noch in einer Wohnung. Wir haben hier nämlich den Luxus, dass ich einfach wie immer für die Kinder da bin und unsere Nachmittage unterscheiden sich kaum von den "Vor-Corona-Zeiten". Wir haben den Luxus eines großen Hauses und großen Gartens mit Baumhaus, Flying Fox, Sandgrube, Bungee-Trampolin und Trampolin in der Garage, damit es auch bei Regenwetter genutzt werden kann. Unsere finanzielle Existenz ist nicht bedroht. Und trotzdem finde ich, habe ich mir jetzt ein Lob, eine Runde klatschen verdient.

Und damit der Beitrag noch etwas lustiger wird, darf ich die Idee aus einer Facebookgruppe aufgreifen. Dort wird der Alltag zu Hause geschildert, nur die Kinder werden Kollege oder Mitarbeiter genannt:
Voilà, viel Vergnügen:

Meine Mitarbeiter sind hoch motiviert um 5 Uhr in der Früh aufgestanden und da ohne chefliche Beaufsichtigung haben sie kollegiale Revierkämpfe aufgeführt. Chef P war zum Glück rasch munter, konnte das Schlagzeugspiel aber auch nicht verhindern. Chef M (=ich) stellte sich erfolgreich schlafend. Um 7 Uhr hat Chef M dann die Führung übernommen und Chef P ist für den Rest des Tages im Chefbüro verschwunden.
Mitarbeiter 1 war mit seiner Arbeit so fristgerecht fertig, dass sich Chef M fragt, warum das sonst immer Stunden dauert. Chef M überlegt, ob Corona nicht als Motivator für den Rest des Jahres angestellt werden kann, verwirft die Idee aber sofort. Mitarbeiter 2, unser Integrationskollege, arbeitet folgsam und motiviert, braucht aber permanente Beisitzertätigkeit von Chef M. Mitarbeiter 3 malt hingebungsvoll Bilder und plaudert in einer Tour, was Mitarbeiter2 massiv stört.
Das Firmenturnen wird von Mitarbeiter 1 nur aufgrund angedrohter Zusatzstunden murrend absolviert; Mitarbeiter 2 und 3 sind hochmotiviert und wesentlich fitter als der Teamkollege mit 10 Jahren Betriebszugehörigkeit.
Dafür erklärt Mitarbeiter 1 den Wunsch, den Betrieb zu wechseln. Er möchte zukünftig als Koch arbeiten. Chef M findet die Idee gut und organisiert sofort eine Weiterbildung. Zum Glück ist Chef M auch auf diesem Gebiet geschult. ;-)

Wir haben Cakepops gemacht. Eine perfekte Beschäftigung für Kinder: sie dürfen Kuchen zerkrümeln, gatschen, Kugeln rollen,...





Cakepops sind kleine Kuchen am Stiel. Sie lassen sich toll verzieren und in allerlei Formen herstellen. Man braucht lediglich Kuchenkrümel und etwas Mascarpone. 



Zutaten für 7-8 Stück

145 g Kuchen (am besten geeignet sind die Reste eines Rührkuchens ohne Rand. Weniger Arbeit und auch ein hervorragendes Ergebnis liefern zum Beispiel gekaufte Madeleines oder Tortenböden)

30 g Mascarpone (es klappt auch mit Creme fraiche oder Frischkäse)

Kuchenglasur

oder Candymelts + Pflanzenfett (z.B.: Kokosfett)

Candysticks, alternativ Holzspieße

nach Wunsch Zuckerstreudekor, …



Kuchen fein zerbröseln und die Kuchenbröseln in den Kühlschrank stellen und gerne ein paar Tage dort stehen lassen. So gelingen die Cakepops perfekt, man kann diesen Schritt auch auslassen oder die Brösel für 30 Minuten in das Gefrierfach stellen.

20 g Mascarpone zu den Bröseln kneten und nach und nach die restlichen 10 g Mascarpone dazu geben, sodass eine feste Masse entsteht, die gut zusammenhält. Je nach "Saftigkeit" des Ausgangskuchens braucht es hierfür etwas mehr oder weniger Mascarpone. Masse zu Kugeln formen und in den Kühlschrank geben.

Kuvertüre erhitzen. Beim Erhitzen von Candymelts bedarf es immer etwas Pflanzenfett, sonst werden die Candymelts nicht flüssig genug.

Candysticks etwa 1 cm tief in die Kuvertüre tauchen und trocknen lassen. Dieser Schritt ist sehr wichtig, denn sonst rutschen die Kuchenkugeln vom Stiel. Anschließend die Kugeln aus dem Kühlschrank nehmen. Eine Kugel nach der anderen auf einen Candystick stecken und in die Kuvertüre tauchen, drehen und die überschüssige Glasur abtropfen lassen.

Kurz bevor die Glasur trocknet, das Streudekor anbringen bzw. die Dekorelemente auf die getrocknete Glasur mittels Zuckerkleber fixieren.



Glutenfreie Version: glutenfreie Kuchenbrösel verwenden. In der Regel sind Kuchenglasur, Candy melts und Rollfondant glutenfrei. Bitte aber vor Verwendung immer die Zutatenliste der Packung lesen. Zuckerperlen sind meistens mit Weizenmehl gemacht, also nicht glutenfrei. 


Und hier noch ein paar frühere Oster-Cakepops als Inspiration







Donnerstag, 19. März 2020

Langeweile

Seit Freitag haben die Kinder unser Heim nicht mehr verlassen. Zuerst war beim Koko die Freude überwiegend. Ferien! Coronaferien! Cool! Doch spätestens am Samstag machte sich die Ernüchterung breit, weil ihm gerade so richtig bewusst wurde, dass er keine Freunde besuchen kann.

Inzwischen haben wir die erste Woche fast geschafft und nach der furchtbaren Langeweile am Wochenende ist Monsieur Koko nun nicht mehr fad. Er hat nach 4 vergebenen Jahren festgestellt, dass Lesen am e-book cool ist und hat sich freiwillig dazu aufgerafft. Allerdings nur am Tag 1. Ansonsten ist er mit seiner Aufgabe immer so rasch fertig, dass ich mich ernsthaft frage, warum das sonst Stunden dauert.
Der süße Knopf ist wie immer sehr anpassungsfähig und ruft: "Schule daheim. Juhuu!" Er hat massig zu tun und ich bin mir ziemlich sicher, dass das reguläre Programm nicht so tough ist.
S'Zwiebale produziert ein Ausmalbild nach dem anderen, findet die Coronaferien einfach genial, denn er geht gar nicht gerne in den Kindergarten. Doch heute kam ihm glatt einmal aus, dass er seine Freunde vom Kindergarten vermisst.

Wir schreiben morgens immer ein Tagesprogramm, die tägliche Turn"halb"stunde wird von den Herren Knopf und Zwiebale begeistert aufgenommen, dafür hat Monsieur Koko seine Liebe zum Kochen entdeckt und sich bitterlich beschwert, dass er so einfache Sachen nicht kochen mag, weil er dann nicht viel zu tun hat. Daraufhin gab es am nächsten Tag Kartoffel-Zucchinipuffer, eine Küchenreinigung danach und nachmittags eine sehr gepflegte Teejause mit Scones und stilecht Tee mit Milch im besten Porzellan serviert. (Rezept folgt, sobald wir sie nachgebacken haben, denn ich kam nicht zum Fotografieren, so schnell waren sie weg)

Heute haben wir Osterschokolade gemacht.


Ein sehr nettes Beschäftigungsprogramm, nicht allzu kompliziert und wer es noch einfacher mag, lässt die Füllung weg. Rollfondant gibt es derzeit beim Billa, Spar,... zu kaufen oder man nimmt Marzipan oder einfach Zuckerstreusel, Smarties,...


Das Rezept der Osterschokolade stammt aus meinem Buch Kuchenparty. Süße Feste feiern.


Osterschokolade: Kleine Tafeln Schokolade sind ein nettes selbstgemachtes Ostergeschenk. Diese hier sind mit etwas Krokant gefüllt, aber man kann sie auch mit einer Schicht getrocknete Erdbeeren, Zuckerstreuseln,… füllen. Auch mit kleinen süßen Ostereiern bestreut, schauen diese Täfelchen hübsch aus. Meine drei Buben produzierten diese Osterschokolade in Serie, weil sie so viel Spaß daran hatten.



Zutaten für 6 Tafeln Schokolade

200 g Kuvertüre

Zitronen-Thymian Krokant

Rollfondant in weiß, hellgelb

Hasenausstecher mini

Schokoladentafel-Form (im Tortenfachhandel erhältlich. Alternativ kann man Silikonmuffinformen verwenden und runde Schokoladentaler produzieren, aber Achtung; nicht zu hoch befüllen, sonst kann der Osterhase vor lauter Bauch nicht mehr weiterhoppeln)



Zutaten für den Zitronen-Thymian Krokant

50 g gehackte Mandeln

40 g Zucker

2 EL Wasser

2 EL frischer Thymian , am besten eine Sorte mit Zitrusnote

1 EL Zitronenöl (Olivenöl mit ZItrusgeschmack), alternativ Olivenöl mit Abrieb einer halben Zitrone



Zucker in einer Pfanne mit dem Wasser verrühren und zum Schmelzen bringen. Die Mandeln hinzufügen, sobald die Masse leicht bräunlich geworden ist. Hitze reduzieren und gut verrühren, bis alle Mandeln mit einer Zuckerschicht überzogen und karamellisiert sind. Zitronenöl und Thymian hinzufügen und gut umrühren. Krokant auf ein mit Backpapier belegtes Backblech verteilen und trocknen lassen. Abschließend in einem Multizerkleinerer grob mahlen.



Kuvertüre schmelzen (in der Mikrowelle oder über dem Wasserbad), eine dünne Schicht Schokolade in die Formen gießen, etwas abkühlen lassen. Jeweils 1 Teelöffel Krokant in die Form streuen. Kuvertüre eventuell erneut erwärmen und das Krokant mit einer weiteren Schicht Schokolade bedecken. Vollständig auskühlen lassen. Am besten über Nacht an einem trockenen Ort rasten lassen. Schokoladentafeln aus der Form lösen und hübsch verpacken. 

Foto: Bernd Tschakert


Tipp: Übrig gebliebenes Krokant in einem Schraubglas im Kühlschrank aufbewahren. Über Vanilleeis gestreut und mit frischen Erdbeeren schmeckt es einfach himmlisch!


Mein Buch ist im Kral Verlag erschienen und kann hier online gekauft werden, selbstverständlich ebenso bei jedem anderen Buchhändler. Bitte unterstützt in diesen Zeiten lokale Buchhändler! Danke.