Samstag, 19. August 2017

Ferientage und Kindheitserinnerungen





Ich schwelge gerade im ziemlichen Ferienglück und Sommergenuss. Abgesehen von der Woche Urlaub, wo wir weg waren und die Kinder sich wie die Hottentotten aufführten, haben wir grad echt eine feine Zeit. Tage im Schwimmbad mit Freunden, Spaziergänge, Nachtwanderungen, mittags einen Espresso (ich) und ziemlich oft ein Eis (die Buben), schnelle easy peasy Küche, das Haus voller Kinder, Wassermelone, Grillerei, Zeit bei den Großeltern und Verwandten ... genau so sollen Sommerferien sein! Und für meine deutschen Leserinnen: wir haben 9 (NEUN!!!!) Wochen Sommerferien.
Genau so waren meine Sommerferien als Kind auch. Ein bisschen später, so im späten Teenageralter wurde ich dann flügge und verbrachte die Ferien mit Reisen, zuerst zu Verwandten nach Paris und Neapel, quasi als Einstieg und dann ganz allein mit Conny nach London (2 Wochen lang, der pure Luxus) und mit Tanja Interrail nach Paris, London, Newcastle, Normandie und im Jahr drauf mit Conny nach Italien und Griechenland, mit Stefan mit dem Motorrad nach Florenz und Pisa. 

Und bevor wir die weite Welt erkundeten, war Zelten, ganz allein hoch angesagt! ;-) Der Schrebergarten meiner Eltern bot die perfekten Bedingungen: 1 km von der elterlichen Wohnung entfernt, aber doch mit Infrastruktur (Kloanlage, ein mini-Gartenhäuschen) und die Nachbarsburschen, die uns beim Zeltaufbau halfen und dann auch noch gemeinsam mit uns grillten. was sehnten wir den Zeitpunkt herbei bis wir endlich allein waren und es uns im Zelt gemütlich machen konnten. Da wurde noch Schokolade geknuspert und geplaudert und geträumt, in den buntesten Farben malten wir unser Leben in Metropolen wie New York oder Paris oder London aus (es wurde dann - immerhin eine City - Wels und eine kleinere City - Berndorf). Weit, weit nach Mitternacht schliefen wir ein, ...
... um kurz darauf wieder aufzuwachen. Es regnete. Es schüttete. Unser Zelt war undicht. Triptropf nass machten wir uns irgendwann barfuß (die damals so angesagten Jogging High - alle Kinder der 70er und 80er erinnern sich - waren klitschnass) auf der Straße auf den Heimweg. Ernüchternd.

Im nächsten Jahr wählten wir den Garten von Tanja. Praktischerweise lag die Grünfläche direkt vor dem Wohnblock von Tanja. Wieder knusperten wir Schokolade, Kekse und planten Reisen, plaudeten und lachten. Weit, weit nach Mitternacht schliefen wir ein, ...
... um kurz darauf von Tanjas älterem Bruder mit einem lauten TAGWACHE geweckt zu werden. Der war gerade beim Bundesheer und fand das ziemlich witzig. Wir weniger und somit war mal unsere Zeltkarriere fürs erste beendet. Im nächsten Jahr durften wir nämlich auf Interrail fahren und ich denke, wir hatten das Zelt zwar mit, aber nie gebraucht. Ich weiß noch, dass mein Rucksack 27 Kilo wog und ja, ich war noch mobil. Also vom Bahnhof zur Jugendherberge schaffte ich es. Auch bei den Pfadis (Pfadfindern) wurden wir der Zeltpartie untreu und WiWö Führer und somit Hausschläfer. 
Aber mit Conny wagte ich es wieder - Interrail nach Italien und Griechenland und in Griechenland zelteten wir am Campingplatz. War das wunderschön!

Meinen ersten richtigen Kuss habe ich beim Zelten am Berg bekommen. Das Zelten und ich ... sind also mit ganz vielen wundervollen Erinnerungen verbunden und heuer war es endlich soweit. Monsieur Koko und ich schlugen unser Zelt im Garten auf. Hui, hui, war das aufregend. Wobei mein liebster Ehemann ganz schön aufgeregt ware, uns mit Stirnlampe und guten Tipps ausstattete und der Koko immer nervöser wurde. Aber dann packte ich was zum Knuspern aus, wir kuschelten uns in die Schlafsäcke und plauderten und planten und der Koko war ziemlich bald im Reich der Träume und ich war munter. Ui, ui, so unbequem hatte ich es gar nicht in Erinnerung. Es war steinhart, meine super duper Isomatte irgendwie zu dünn, dabei hatte ich bei den Pfadis doch sogar noch eine dünnere... Na gut, also von rechts nach links gedreht. Ui, ui, am Rücken ging gar nicht. Es ist zu heiß, also Schlafsack auf, es ist zu stickig, also Zelt auf, es wird kühl, ich finde den Reißverschluss vom Schlafsack nicht, der Koko klebt an mir (wir stehen leicht abschüssig), das Zelt ist definitiv zu klein, auf jeden Fall zu kurz, ausstrecken geht nicht, ich finde meinen Kopfpolster nicht mehr - was für ein Luxus! Den gab es früher nicht! Ich finde die Straßenbeleuchtung extrem hell, ich sollte aufs Klo, mag mich aber nicht rausschälen, ich schlafe ein, wache auf, schlafe ein, wache auf.

ABER: der Herr Koko schlummert selig neben mir, kuschelt sich glücklich an micht, lächelt im Halbschlaf und ist am Morgen so, so stolz, dass er sich getraut hat, draußen zu schlafen. Und ich bin gerädert, mir tut jeder Knochen weh, ich bin hundemüde und so, so glücklich. Was für ein schönes Erlebnis, das ich mit dem Koko teilen durfte.

Und was gibt es Schöneres, als so ein Erlebnis mit etwas Süßem zu beschließen? Eine rustikale, unkomplizierte Galette. Wenn man es etwas besser planen würde, könnte man sie sogar ofenwarm vorm Zelt genießen, oder dann halt am Nachmittag. ;-)


Ich habe mir im Urlaub ein Kochbuch gekauft und es gelesen wie ein richtiges Buch. Es ist fantastisch und die Rezepte allein vom Lesen her ein Genuss. (Deb Perelman: Eine kleine Küche in New York. berlin Verlag)
Galette wollte ich schon immer mal machen und habe zwei Rezepte von Deb Perelman kombiniert und natürlich in glutenfrei umgewandelt, damit auch der süße Knopf mit naschen konnte.

Rezept für eine große Beerengalette

für den Teig:
315 g Mehl ( und für die glutenfreie Variante: 100 g Hirsemehl, 200 g Buchweizenmehl, 15 g Kartoffelstärke, 2 TL Flohsamenschalen)
1/2 TL Salz
225 g Butter
120 g griechisches Joghurt (10 % Fett)
80 ml Eiswasser
(im Originalrezept war ein TL Weißweinessig drinnen, den habe ich vergessen, aber es hat auch gut funktioniert)

für die Füllung:
250 g Heidelbeeren
500 g Ribisel
(ergab bei mir 700 g geputzte Früchte)
120 g Zucker
40 g Maisstärke




Mehl (bzw. Mehle) und Salz in einer Schüssel vermischen.
Butter (sehr kalt)  in Stückchen dazugeben
zu einem krümeligen Teig vermischen (Teigmischer, Handmixer, Hände)
Joghurt, Eiswasser (und Essig, wenn man ihn nicht vergisst) dazugeben
kneten bis ein Teig (keine Krümel mehr) entstanden ist
Teig in Frischhaltefolie wickeln und mindestens eine Stunde im Kühlschrank rasten lassen, auch über Nacht ist möglich und dann könnte man fast gleich nach dem Aufstehen den Kuchen genießen. 
Wenn man so wie ich knapp dran ist, tun es auch 30 min im Gefrierfach)

Alle Zutaten der Füllung vermischen.

Backrohr auf 200 Grad vorheizen.
Teig nach Rastzeit auf einer bemehlten zu einem großen Kreis (Durchmesser ca 40 cm) ausrollen.
Diesen Kreis auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen
Die Früchte auf der Galette verteilen, dabei einen Rand von ca 5 cm frei lassen
Diesen Rand übereinander klappen und falten, so dass diese typische Form der Galette entsteht. Keine Sorge, das muss nicht perfekt aussehen!
Ca 30 - 40 min backe  und dann ganz wichtig, etwa 10 min auskühlen lassen.
Mit Staubzucker bestreuen und servieren. Schmeckt lauwarm wundervoll!


Wie es andere schaffen, die Galette auf einer Servierteller zu bringen, bleibt mir ein Rätsel. Ich habe sie am Blech in Stücke geschnitten und dann auf Tellern serviert. Und wie es andere Blogger schaffen, da noch tolle Fotos zu schießen, bleibt mir auch ein Rätsel. Ich hatte nach 3 Bildern schon die Finger vom kleinen Zwiebale drauf. Länger hätte ich das gute Stück nicht mehr zurückhalten können. ;-)


Tipp: Diese Galette kann auch mit anderen Früchten gebacken werden. Marillen stelle ich mir auch toll vor. Dabei müsst ihr vielleicht ein bisschen mit der Zuckermenge in der Füllung variieren. Ribisel sind ja eher sauer und vertragen diese Menge und der Kuchen ist trotzdem nicht zu süß) Man kann diese Galette auch pikant füllen - z.B. mit Kürbis und Speck oder...

Tanja und Conny und Robert, das ist für Euch in Erinnerung an unsere Zeltnächte. ;-)




1 Kommentar:

  1. ja, ja, da werden Erinnerungen wach (Griechenland, langer Fußmarsch und kein fescher Mopedfahrer da...)

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